Bangkok: Ratten bringen Krankheiten
Die Stadtverwaltung BMA begann am 10. November damit, 300 Baht pro Tag an die Einwohner der Stadt zu zahlen, die dabei helfen, den Müll wegzuräumen
Die Stadtverwaltung BMA begann am 10. November damit, 300 Baht pro Tag an die Einwohner der Stadt zu zahlen, die dabei helfen, den Müll wegzuräumen. Die Aktion soll zwei Monate dauern. Normalerweise entstehen in Bangkok täglich 8000 Tonnen Müll.
Gesundheitsminister Wittaya Buranasiri gab am 9. November bekannt, dass sieben Personen wegen Leptospirose behandelt werden, eine Infektionskrankheit, die durch Rattenurin übertragen wird.
Der Chef des Seuchenschutzzentrums, Porntep Siriwanarangsun, sagte: „Wir wollen nicht, dass Ratten herumlaufen und etwas zu Fressen finden. Wir müssen den Müll sofort beiseite schaffen.“
Die Gefahr von Seuchen wächst, nachdem die schlimmste Hochwasserkatastrophe des Landes seit 1942 über vier Monate andauert. Medizinische Versorgungsteams behandelten in 127 Evakuierungszentren in drei Provinzen 4684 Personen wegen Grippe, 828 wegen Durchfall, 246 wegen Bindehauptentzündung.
Porntep kündigte an, weitere mobile Ärzteteams auszusenden, um die Infektionskrankheiten zu bekämpfen.
Erkältungen und Pilzkrankheiten bereiten zurzeit die größten Probleme, wobei Porntep die Leptospirose als gefährlich einstuft, weil die Erreger einen Monat im Wasser überleben können.
„Im Rahmen einer Kampagne wollen wir den Müll loswerden, denn der zieht Ratten an, und der Rattenurin gelangt ins Wasser“, sagte Porntep.
Menschen infizieren sich durch Kontakt mit dem Rattenurin oder über andere infizierte Tiere oder durch Kontakt mit einer urinverseuchten Umgebung. Das Bakterium gelangt durch Schnitte oder Schürfwunden in den Körper oder durch die Nase, den Mund oder die Augen.
Zu den ersten Symptomen gehören hohes Fieber, starke Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Bauchschmerzen, Hautausschläge. Es kommt zu Erbrechen und Durchfall. Unbehandelt kann Leptospirose zum Tod führen.
Helfer liefern fertig zubereitete Gerichte in die Evakuierungszentren, berichtete Krankenhausdirektorin Varabhorn Bhumiswasdi, die eines der mobilen Ärzteteams anführt, das im Raum Rangsit operiert. „Wir sagen den Leuten, sie sollen nicht kochen“, meinte sie. „Wir warnen sie auch, kein Essen von Händlern zu kaufen, denn es könnte unhygienisch sein. Aus diesem Grunde müssen wir dreimal pro Tag Essen liefern, damit Lebensmittelvergiftungen und Durchfallerkrankungen verhindert werden können.“
Das Team, das aus sechs Mitarbeitern besteht, hat eine provisorische Klinik auf einer Brücke eingerichtet. Patienten legen sich zur Untersuchung auf das einzige Bett der Klinik, Medikamente kommen von einem in der Nähe stehenden Pick-up.
„Die meisten unserer Patienten leiden unter chronischen Krankheiten wie Diabetes oder Herzerkrankungen“, sagte sie. „Krankenhäuser sind überflutet, daher sind sie auf unsere Hilfe angewiesen.“
Hochwasser verstärkt das Risiko des Ausbruchs von Krankheiten wie Typhus, Cholera und Hepatitis A. Stehende Gewässer sind eine Brutstätte für Mücken, es könnten Krankheiten wie Dengue-Fieber und Malaria ausbrechen.
Die Vereinten Nationen haben 20.000 mit Insektiziden präparierte Moskitonetze zur Verfügung gestellt, die an Evakuierungszentren und Flutgebiete in Thailand geliefert wurden.
Bislang sind seit Mitte Juli über 530 Menschen in den Fluten gestorben, über elf Millionen Menschen in 64 Provinzen waren oder sind betroffen.
Nach derzeitigem Stand sind noch 24 Provinzen vom Hochwasser betroffen, in Bangkok melden 560 Gemeinde in 12 Bezirken einen Wasserstand von 80 Zentimetern oder höher:
Dong Mueang – 84 Gemeinden
Saimai – 70 Gemeinden
Nong Khem – 57 Gemeinden
Lak Si – 54 Gemeinden
Phasi Charone – 53 Gemeinden
Klong Samwa – 48 Gemeinden
Bang Kae – 46 Gemeinden
Bang Plad – 46 Gemeinden
Taling Chan – 37 Gemeinden
Chatuchak – 26 Gemeinden
Bang Khen – 24 Gemeinden
Thaweewatana – 15 Gemeinden
„Das ist ein urbaner Notfall in einer Megastadt mit ca. 10 Millionen Einwohnern“, sagte William Aldis, Assistenzprofessor an der Thammasat Universität und ehemaliger WHO-Beauftragter für Thailand. Aldis sieht insbesondere die Durchfallerkrankung Cholera als große Gefahr an.
„Es genügt schon, wenn eine Person an Cholera erkrankt ist. Wenn sich diese Person im Hochwasser erleichtert, gelangen Millionen Bakterien ins Wasser und womöglich ins Trinkwasser. Das kann zu einer Seuche führen.“
Er wisse nicht, ob jemand darauf vorbereitet ist, sagte Aldis. „Wir kennen Choleraepidemien aus anderen Städten. Wenn die Stadt überflutet ist und das Trinkwasser womöglich verunreinigt ist, dann sind das die Bedingungen, die eine urbane Choleraepidemie begünstigen.“
Die Trinkwasseraufbereitung war bereits in Gefahr, weil Einwohner Deiche niedergerissen hatten. So gelang Hochwasser in Kanäle, die Wasser zu den Trinkwasseranlagen transportieren.
„So schlimm ist das alles nicht, denn wir haben die Infektionskrankheiten unter Kontrolle“, sagte Porntep vom Seuchenschutzzentrum. In den überfluteten Gebieten habe man weder Salmonellen noch Choleraerreger gefunden. Durchfallerkrankungen seien allein auf verdorbenes Essen zurückzuführen.
„Anwohner, die keinen Zugang zu Trinkwasser haben, sollen das Leitungswasser abkochen“, sagte Porntep, um alle etwaigen Erreger abzutöten. „Das Trinkwasser ist unbedenklich. Wir wissen aber nicht, ob es so bleibt.“ bw, bb, tn, tr
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